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Tote Schafe auf Sylt

2011-04-26 15:40 (Kommentare: 0)

Das Maul zerbissen, der Kopf blutig, dass Lamm irgendwo allein... Am Freitag rief die Polizei den Lister Schafzüchter Jürgen Wolf-Diedrichsen an: Gäste hatten eines seiner Tiere tot auf dem Ellenbogen gefunden. Übel zugerichtet, wahrscheinlich von einem Hund. Wolf-Diedrichsen: "Ich vermute, dass das Mutterschaf sein Lamm gegen den Angreifer verteidigt hat, dabei aber selbst angefallen wurde. Und das alles nur, weil unbelehrbare Leute, die sich auch noch Tierfreunde nennen, ihre Hunde frei rum laufen lassen." Er könne dieses ewige "Mein Hund tut nichts" nicht mehr hören, ärgert sich der Züchter und zählt auf, was durch Hunde und deren plötzlichen, vom Besitzer nicht zu kontrollierenden Jagdtrieb passiert: Sie versetzen Schafe so in Panik, dass Mütter und Lämmer planlos auseinander laufen und sich, selbst wenn beide die Attacke überleben, nicht wiederfinden. Eine andere Variante sind Schafe mit Bissverletzungen, die vom Tierarzt behandelt werden müssen oder gerissene Tiere, die von dem Hund getötet werden oder elendig an ihren schweren Verletzungen eingehen. Wolf-Diedrichsen: "Freitag habe ich, nach langer Suche wenigstens das Lamm gefunden, das jetzt mit der Flasche aufgezogen werden muss. Oft schaffen wir aber nicht mal das und finden irgendwann verdurstete Lämmer."

Derartige Fälle kennt auch der Keitumer Kai Petersen, dessen Schafe beispielsweise auf dem Deich laufen: "Wir geben jedes Jahr locker 20 Lämmer dran, weil manche Menschen ihren Hund zu Lasten anderer Tiere frei rum laufen lassen." Seine Frau, die Tierärztin Steffi Petersen, ergänzt: "Acht oder neun tragende Schafe verlammen bei uns jedes Jahr, weil sie durch jagende Hunde in Stress geraten. Außerdem ist es schlimm, die zerbissenen Lämmer wieder zusammen zu flicken und sich auch noch die Frechheiten der Hundebesitzer, die kein bisschen einsichtig sind, anzuhören." Zur Abschreckung fahren sie jetzt Streife und haben ein Schild mit dem Bild eines Schafs, dem ein Hund das Ohr abgebissen hat, aufgestellt. Das Erschreckende: Leute gucken die Fotos an - und lassen ihren Hund von der Leine...

"Unverantwortlich" schimpft Hundetrainerin Corina Orth: "Hundehalter unterschätzen den Jagdtrieb ihrer Hunde und wissen oft nicht, dass sie sich in einen Rausch hetzen und gar nicht mehr auf ihr Herrchen hören können." Ein Schlüsselreiz, wie ein blökendes Lamm oder Bewegung in einer Herde reichten oft aus, um den liebsten Hund los jagen zu lassen. Um das zu vermeiden, gehörten sie in der Nähe von Tieren mit Fluchtinstinkt an die Leine. Abgesehen davon, so Orth weiter, sei Brut- und Setzzeit und damit ohnehin Leinenpflicht. Rein rechtlich liege in solchen Fällen eine Sachbeschädigung vor, erklärt ein Sprecher der Westerländer Polizei. Aber auch, wenn keinem Schaf etwas passiert, verstießen Hundehalter, die ihre Haustiere auf Spielplätzen, in Fußgängerzonen oder Naturschutzgebieten wie dem Ellenbogen frei herumlaufen lassen gegen das sogenannte Gefahrhundegesetz.

(rik, shz)

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