Gedanken zum Schlachtensee - Gisela Düllberg, BI Berliner Schnauze
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Ein paar Gedanken zum Schlachtensee
(geplanter Kurzvortrag der Sprecherin der Bürgerinitiative „Berliner Schnauze“ im Auditorium Maximum der FU Berlin im Rahmen eines sog. „Bürgergesprächs“ ; Initiatorin Stadträtin Markl-Vieto , Grüne, zum Thema „Sperrung der Uferwege am Schlachtensee und der Krummen Lanke für Hundehalter-Innen“)
Die jüd. Philosophin Hannah Arendt hat sich in ihrem Werk Gedanken darüber gemacht, wie die menschliche Welt entsteht. Immer wenn Menschen in Kontakt treten und miteinander reden, erscheint in dem Raum zwischen ihnen , dem inter-esse, eine Welt. Und je mehr Menschen es sind, und je vielfältiger sie sind, desto inter-essanter und pluralistischer wird die Welt. Und je mehr sie lernen, die Welt auch mit den Augen des Anderen zu sehen, die Gedanken des Anderen zu verstehen, desto verständnisvoller, toleranter und weltoffener werden die Menschen, desto höher entwickelt sich ihre Zivilisation und ihre Kultur.
In dem Moment aber, wo Teile der pluralistischen Gesellschaft ausgegrenzt oder vertrieben werden, stirbt immer auch ein Teil der ehemals gemeinsamen Welt.
(hier wurde der Vortrag niedergebrüllt und das Mikrofon von der Initiatorin, Frau Markl-Vieto, abgeschaltet)
Yesiden raus, schreit es im Irak, Christen raus, brüllt es aus Afrika , Ausländer raus, kreischt es in Deutschland, und ein kleiner Hall von dem sich weltweit ausbreitenden Hass auf den Anderen ist jetzt an den Ufern von Schlachtensee und Krummer Lanke angekommen: Hundehalter raus !
Wenn es so weit kommt, dass die Fanatiker mit geschwellter Brust unten am Ufer spazieren gehen, und die Hundehalter – vertrieben, gedemütigt, mit dem Kotbeutel in der einen Hand und der Wasserflasche für den Hund in der anderen Hand, oben im Wald verbittert umherlaufen, dann ist nicht nur ein Teil von unserem schönen alten Berlin gestorben, sondern auch ein weiteres Stück Vertrauen in die vermittelnde Kraft der Demokratie, in den Sinn von Wahlen, und der Respekt vor denen, die sich Politiker nennen.
Wenn wir es nicht einmal hier in unserem kleinen Berlin mehr schaffen, was jahrzehntelang möglich war: dass sich ganz unterschiedliche Menschen, reich und arm, alt und jung, Familien oder Singles mit oder ohne Hund am Schlachtensee treffen, um einen Spaziergang zu machen, wie soll es dann in der Welt noch möglich sein, den Schlachtruf nach der immer einfachsten und primitivsten Lösung: „raus hier“ und den gigantischen Flüchtlingsstrom zu stoppen?
Patrick Diekmann, ein Soziologe und Politikwissenschaftler, der als Student sicher auch oft in diesem Hörsaal gesessen und hier an der Freien Universität Berlin seinen Master of Arts gemacht hat, hat am 12.4. im Berlin-Online-Magazin geschrieben: „Beim Ringen um gegenseitiges Verständnis darf nicht vergessen werden, dass der Gegenstand der Debatte Lebewesen sind, die Bedürfnisse haben. Das einseitige Hundeverbot am Schlachtensee und der neue Hundegesetzentwurf wirken diesbezüglich wenig zielführend. Die Tierliebe und die Koexistenz zwischen Haustieren tragen zur Schönheit und zur Lebensqualität Berlins bei. Und auch, wenn Hunde (noch) nicht wahlberechtigt sind, so sind sie doch Berliner.“
Ich meine, man sollte den Beschluss der BVV Steglitz-Zehlendorf zurücknehmen und einen runden Tisch bilden, an dem alle Beteiligten, Elternvertreter, Ausführdienste, Vertreter der Behindertenverbände, Förster, Veterinäre und Hundefreunde nach Lösungen suchen, die für alle akzeptabel sind.
Gisela Düllberg
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