Die Schlacht am Schlachtensee - Artikel in der Süddeutschen Zeitung
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Einleitung: Früher dachte man tatsächlich die Süddeutsche Zeitung würde zu einen der wenigen ernstzunehmenden Tageszeitungen Deutschlands zählen - das dies nicht mehr so ist, zeigt der populistische Bericht der Verena Mayer - bitte lest dazu auch die Stellungnahme von Gisela Düllberg, Pressesprecherin der BI Berliner Schnauze
Der Bericht:
Anders als sein Name vermuten lässt, ist der Schlachtensee einer der idyllischsten Orte Berlins. Ein riesiger See, mit grünlichem Wasser und Wald drumherum, vom Zentrum in zwanzig Minuten erreichbar mit der U-Bahn. Eine Idylle, auch deswegen, weil man hier nach dem wichtigsten Berliner Grundsatz lebt: Alles ist erlaubt, solange es nicht ausdrücklich verboten ist.
Das sieht an einem warmen Nachmittag so aus: Auf dem Waldweg am Ufer versuchen die Massen aneinander vorbeizukommen, Spaziergänger, Familien mit Kinderwagen, knutschende Pärchen, Jogger. Dazwischen flitzen Leute auf Mountainbikes durch, schleppen Grills oder baden nackt im See, Jugendliche machen mit Bierkästen und Lautsprechern bis in die Nacht Party. Und überall sind Hunde. Sehr viele Hunde.
Sie laufen frei herum, über Stock und Stein und Handtücher, sie jagen Joggern nach, springen ins Wasser. Der Schlachtensee ist schließlich eines der größten Hundeauslaufgebiete der Stadt, und der Berliner Grundsatz gilt ja auch für Hunde.
Doch das soll nun ein Ende haben. Wenn es nach der Bezirkspolitik geht, wird der See von Mitte Mai an zur Badestelle erklärt, Hunde dürfen dann hier nicht mehr unterwegs sein, nicht mal an der Leine. Das kommt in Berlin gar nicht gut an. Es kommt sogar extrem schlecht an.
Die Verhandlungen hießen "Bello-Dialoge"
Seit Wochen stehen sich Hundefreunde und Hundefeinde unerbittlich gegenüber, mit Anwälten und Petitionen. Einige Leute haben sich bei Aktionen am Ufer getroffen zum "Heulen am See", bei Vollmond mit ihren Hunden. Und dann gab es noch die alte Dame mit Hündchen, die tatsächlich sagte: Das hilft alles nichts, Bomben müsst ihr schmeißen. Der See macht seinem Namen inzwischen alle Ehre. Es tobt eine Schlacht um den Schlachtensee.
Die Hunde der Hauptstadt sind sowieso ein Thema, das die Menschen hier aufwühlt wie wenig anderes. Es gibt etwa 100 000 Hunde in Berlin, täglich hinterlassen sie 50 Tonnen Kot. Um das neue Hundegesetz auf den Weg zu bringen, das vorsieht, dass man von 2016 an Häufchen beseitigen muss und nur Hunde von Herrchen frei laufen dürfen, die einen Hundeführerschein haben, hat es drei Jahre gebraucht. Dazu waren unzählige Verhandlungsrunden zwischen Hundehaltern und Hundehassern, Behörden und Bürgern nötig. Sie hießen "Bello-Dialoge".
Am Schlachtensee ist die Zeit des Redens längst vorbei, hier stehen sich die Lager unversöhnlich gegenüber. Die eine Seite ist an diesem Frühlingsnachmittag bereits in Kampfstärke unterwegs: Gisela Düllberg und Gunther Rosenkranz von der Bürgerinitiative "Berliner Schnauze", begleitet von ihren Hunden Paulchen und Sascha. Paulchen hockt sich am Seeufer auf den Weg, er hat Durchfall.
Düllberg und Rosenkranz sind anders als die gefürchteten Berliner Hundebesitzer, die sich nicht entschuldigen, wenn ihr Hund einem Jogger an den Hintern gegangen ist, sondern ihm noch "Ist ja keen Sportplatz hier!" hinterherbrüllen. Nein, Rosenkranz und Düllberg sind nicht so. Sondern freundliche ältere Herrschaften, er mit Hemd, sie im beigen Übergangsmantel. Was nicht heißt, dass sie als Hundebesitzer auch nur einen Fußbreit vom Schlachtensee weichen wollen. Bei der "Berliner Schnauze" stellen sie sich auf Mahnwachen und Protestmärsche ein, notfalls wollen sie vor Gericht ziehen.
Düllberg scharrt mit dem Fuß Blätter über Paulchens Haufen, während Rosenkranz eine typische Berliner Geschichte erzählt. In den Sechzigern kam er nach Westberlin, er sieht das jetzt so: "1968 sind wir als Studenten über den Ku'damm gezogen, und jetzt gehen wir eben wieder demonstrieren." Düllberg sagt, die frei laufenden Hunde seien doch eine Art Wahrzeichen von Berlin. "Wenn mein Paulchen den großen Hunden an der Schnauze rumschnabbert", erzählt sie, "sagen die Touristen immer, nee, ist das süß, wie die Tiere sich hier vertragen."
Einen Kompromiss? Nein, den wird es nicht geben
Auf der Gegenseite sieht man das ganz anders. Dort hält sich Christa Markl-Vieto, die für das Hundeverbot zuständige Bezirksrätin von Steglitz-Zehlendorf, zwar in der Defensive, sie will ihre Sache aber ebenfalls durchziehen. Markl-Vieto, die selbst einen Hund hat, zählt erst einmal ein paar Szenen auf, um das Problem am Schlachtensee zu schildern. Leute, die ihre Hunde über Picknickdecken laufen oder kleine Kinder umrennen lassen und jeden, der etwas dagegen sagt, anblaffen.
"Der Umgang ist rau und immer rauer geworden", sagt Markl-Vieto. Außerdem müsse man den Wald schützen und die Wasserqualität des Sees verbessern. Spielraum sieht sie keinen. Die Gegner des Hundeverbots können sich etwa vorstellen, dass der See nur in der warmen Jahreszeit für Hunde gesperrt ist. Von Herbst an sollen Hunde an der Leine unterwegs sein dürfen. Nein, sagt die Politikerin. Einen Kompromiss werde es nicht geben.
Am Ufer des Schlachtensees wird es an jenem Frühlingstag immer voller. Von kommender Woche an werden auch noch Leute vom Ordnungsamt hier sein, um das Hundeverbot zu kontrollieren. Es riecht nach Wald und Wasser, die Abendsonne steht golden zwischen den Bäumen.
Das hier ist ein Mikrokosmos, der aber für eine viel größere Frage steht: Wem nämlich eine Stadt gehört, in der man die längste Zeit alles tun konnte, solange es nicht ausdrücklich verboten war. In der Schlacht um den Schlachtensee sieht es derzeit nicht nach Frieden aus.
Anmerkungen von BHG: Es ist unglaublich, wie Verena Mayer von der Süddeutschen Zeitung das Interview nach Auskunft von Gisela Düllberg völlig verfälscht wiedergibt. Das ist übelster populistischer Journalismus, böse Zungen würden fast von einer Auftragsarbeit sprechen ... - nicht mal das Wetter, geschweige denn die genannten Besucher waren zum Zeitpunkt des Interviews, was nebenbei gesagt nicht am Schlachtensee sondern an der Krummen Lanke stattfand, zugegen. Setzen, 6 ! Frau Mayer, sie haben jeglichen Anspruch an einen seriösen Journalismus verspielt - wo lesen wir bald wieder etwas von Ihnen, in der 'Bild der Frau' ?!
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